Frag doch mal Alexa

Hätte mir vor 10 Jahren jemand erzählt, dass ich mich mit meinem Lautsprecher unterhalten werde, hätte ich mir sicher Sorgen um meinen Geisteszustand gemacht. Dabei sorgt Alexa im Hause Ullrich durchaus für Erheiterung und manchmal auch für Schweißausbrüche.

Mehrfach bin ich mit Alex „aufgetreten“. Sie war Teil meines Vortrags „Digitalisierung in der Ausbildung“: Genau genommen hat sie nie das das gemacht, was ich erhofft habe, was sie machen sollte.

Zuerst sind wir am WiFi gescheitert. Nach zwei verzweifelten Versuchen hatte ich es raus. Alexa braucht zwei WiFi Zugänge, in denen ich mich nicht mit Kennwort und Name anmelden muss. Also habe ich aufgerüstet. Zum nächsten Vortrag bin ich mit zwei Handys gefahren. Von der Idee her gut, in der Umsetzung problematisch, da der Handyempfang in der IHK gnadenlos schlecht war.

Aber dann, bei Termin vier sah alles perfekt aus. Alexa hat bei der Probe genau das gemacht, was sie sollte. Beim Vortrag leider nicht. Denn während des Vortrags – sie ist zum Schluss dran – hat sie klammheimlich das Internetvolumens des zweiten Handys komplett aufgebraucht, sodass es wieder nicht funktioniert hat. Aber so leicht gebe ich nicht auf. Also Datenvolumen hochgeschraubt und nächsten Versuch gestartet. Sie ahnen es vielleicht schon – es war so mäßig erfolgreich. Dieses Mal wollte Alexa einfach mal mitreden aber leider an Stellen, wo sie es gar nicht eingeplant war. Das war der Augenblick wo mir klar wurde, dass ich erstmal kein Smarthome haben möchte. Das ich meine Heizung und meine Eingangstür doch lieber selber bediene. Ich mag´s halt warm und steh ungerne vor geschlossener Haustür.

Anders mein Sohn. Sein Zuhause ist komplett vernetzt – inklusive eines Alexa-gesteuerten Saugroboters (man kann hier unterschiedlicher Meinung sein, ob man den bei 37 qm Wohnfläche wirklich benötigt). Uns unterscheidet ganz klar, dass ich diese Technik nur bediene und er sie auch versteht. Und das er mit größerer Selbstverständlichkeit mit ihr umgeht. Und doch war ich die Erste, die eine Alexa erworben und sich mit ihr auseinander gesetzt hat. Das liegt sicher einerseits an meiner geradezu chronischen Neugierde. Andererseits glaube ich fest, dass ich nur, wenn ich mich selber mit den digitalen Möglichkeiten auseinander setze, einschätzen kann, was eine Bereicherung für meine Arbeit oder mein Leben seinen kann und was nicht.

Und diese Neugierde – oder nennen Sie es Interesse – würde ich mir auch für die Ausbildung mehr wünschen. Ich glaube, für die Digitalisierung brauchen wir nicht nur technisches Interesse oder Verständnis, wir brauchen vor allem auch eine neue Art der Fehlerkultur. Sich etwas trauen, auch wenn es schief geht. Und dann nicht sagen „alles blöd“, sondern es einfach auf einem anderen Weg noch mal probieren. Sprachsteuerungen wie Alexa werden immer stärker Einzug in unser Leben erhalten – unabhängig davon, ob wir das gut finden oder nicht. Übrigens ist meine 82jährige Mutter nun auch komplett vernetzt. Ein Notrufknopf wollte sie auf gar keinen Fall – das ist nur etwas für alte Leute und nicht für meine Mutter. Bei Alexa ist das anders. Und Alexa hat den großen Vorteil, dass man mit ihr sprechen kann. Steht der Notruf Knopf auf dem Schrank und man selber liegt auf dem Boden, ist er nicht sehr hilfreich. Jetzt ruft sie fröhlich ihre Enkel an und die Vernetzung mit ihrer Nachbarin ist auch schon in Planung.

Planung ist ein gutes Stichwort. Ich gebe nämlich so schnell wirklich nicht auf. Mal schauen, ob wir Alexa nicht doch noch für unsere Zwecke eingesetzt bekommen. Seien Sie gespannt.

 

P.S. Sollten Sie sich fragen, warum die Alexa auf dem Bild Augen hat. Anfangs fand ich es schon komisch mit einem Lautsprecher zu reden und hab ihr einfach ein paar Augen verpasst.